Dr. Muneer Deeb
Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie
Anmeldung Zentralambulanz
T +49 (0)4488 50-5200
F +49 (0)4488 50-6999
Terminvereinbarung
Nutzen Sie zur Terminvereinbarung gerne auch unsere Online-Terminanfrage (Fachbereich: Allgemein- und Viszeralchirurgie).
Endokrine Sprechstunde
Ansprechpartner: Maymoon Al-Haj
Termin: Do. 8–14 Uhr
Ort: Ammerland-Klinik l Zentralambulanz (Haus A / 2. OG)
Schilddrüsenzentrum
Unser Leistungsspektrum
Die Schilddrüse ist der Taktgeber unseres Körpers und beeinflusst durch die in ihr produzierten Hormone unseren Stoffwechsel, Herz und Kreislauf, Wachstum und Nerventätigkeit, Muskulatur und Verdauung. Gerät die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht, wirkt sich dies auf viele lebenswichtige Vorgänge in unserem Körper aus.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Unser Schilddrüsenzentrum ist auf alle Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse spezialisiert. Unser chirurgisches Ärzteteam arbeitet eng mit Endokrinologen und Nuklearmedizinern zusammen, um unsere Patienten gemeinsam mit den niedergelassenen Kollegen optimal zu behandeln. Seit 2019 sind wir Mitglied im DEUTSCHEN SCHILDDRÜSENZENTRUM. Dieses Netzwerk unterstützt Betroffene, indem es Fachärzte und Kliniken empfiehlt, die sich unter Einhaltung definierter Qualitätsstandards in besonderem Maße mit der Schilddrüse beschäftigen.
Sollten Sie sich für eine Behandlung in unserem Schilddrüsenzentrum entscheiden, wird in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern ein optimales Behandlungskonzept erstellt.
Behandlungsschwerpunkte
- Schilddrüsenautonomien
- Knoten-Abklärung: hyperfunktionelle „heiße“ Knoten / hypofunktionelle „kalte“ Knoten
- Morbus Basedow
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Schilddrüsenvergrößerung (Struma diffusa / nodosa)
- Bösartige Schilddrüsenerkrankungen (z. B. papilläres / follikuläres / medulläres Schilddrüsenkarzinom)
- Thyreoiditis de Quervain
- Erkrankungen der Nebenschilddrüse (primärer und sekundärer Hyperparathyreoidismus)
Leistungsspektrum
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Beratung und Behandlung durch erfahrene Schilddrüsenexperten
- Expertenkonferenzen - Verschiedene Spezialisten, ein Ziel: Die beste Therapie
Wöchentlich findet eine interdisziplinäre Konferenz statt. Hier erörtern die Experten verschiedener Fachabteilungen (u.a. der hiesigen Chirurgie, Inneren Medizin, Radiologie und Strahlentherapie) gemeinsam die Krankheitsbilder - ein individuell auf Sie zugeschnittenens Behandlungskonzept, welches die unterschiedlichen medizinischen Aspekte sowie die individuelle
Patientensituation berücksichtigt - fachübergreifende Behandlung nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen
- Expertenkonferenzen - Verschiedene Spezialisten, ein Ziel: Die beste Therapie
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Schilddrüsendiagnostik
- laborchemische Bestimmung der Schilddrüsen-spezifischen und relevanten Parameter im Blut, u.a. auch Hormondiagnostik bei Nebennierenerkrankungen
- hochauflösende Sonographie der Schilddrüse / Halsweichteile inklusive Doppler-Sonographie
- Szintigraphie der Schilddrüse mittels 99mTc, 123I und 99mTc-MIBI
- Szintigraphie der Nebenschilddrüsen mittels 99mTc-MIBI
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanstomographie (MRT)
- Feinnadelpunktion von abklärungsbedürftigen Schilddrüsenknoten inklusive zytologischer Untersuchung
- Entlastungspunktion von Schilddrüsen-Zysten inklusive zytologischer Untersuchung
- intraoperative Schnellschnittuntersuchung
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Moderne Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie
Neben der konservativen Behandlung und Nachsorge führen wir regelmäßig alle Arten von Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenoperationen durch. Folgende Gründe sprechen für eine Schilddrüsenoperation:
- Schilddrüsenvergrößerung (Struma) inkl. Rezidiven
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose, Autonomie)
- Struma mit Brustkorbbeteiligung (retrosternale Struma)
- gutartige Tumore
- bösartige Tumore
- Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus)
- Nebennierenentfernung
Moderne Schilddrüsenchirurgie- geringes Risiko einer Stimmbandverletzung dank Lupenbrillen und Neuromonitoring
Bei unseren Operationen verwenden wir Lupenbrillen und messen so während der Operation die Unversehrtheit der Stimmbandnerven (intraoperatives Neuromonitoring). Dadurch erreichen wir einen besonders hohen Sicherheitsstandard. - sehr kleine Hautschnitte und kosmetisch kaum sichtbare Narbe
- Blutgefäße werden mittels Clips versiegelt und nicht vernäht
- kosmetischer Wundverschluss mit selbstauflösendem Nahtmaterial
- keine Wunddrainage
- verkürzte Operationszeiten
- verkürzte Dauer des Krankenhausaufenthaltes
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Ablauf einer Behandlung
Ambulante Vorstellung in der endokrinen Sprechstunde
(Mi. 8-14 Uhr)- Besprechung der bislang erhobenen Befunde
- Klinische Untersuchung
- Sonographie
- ggf. Veranlassung weiterführender Diagnostik, wie der Szintigraphie oder Hormondiagnostik
- bei erforderlicher operativer Therapie erfolgt daraufhin die Operationsplanung mit rascher Terminvergabe
Prästationäre Vorbereitung
- ausführliche chirurgische Aufklärung der Patienten
- Laborkontrolle
- anästhesiologische Vorstellung
Stationäre Aufnahme
- Operation durch erfahrene Schildrüsenchirurgen am Aufnahmetag (nüchtern)
- Krankenhausaufenthalt: ca. drei Nächte
- postoperative Sonographie, Laborkontrolle und HNO-ärztliche Untersuchung
- Beginn der Schilddrüsen-Hormonsubstitution
- bei Bedarf oder auf Wunsch erfolgt eine Ernährungsberatung
Ambulante Nachsorge
- TSH-Kontrolle (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), ggf. erfolgt eine Anpassung der Hormonsubstitution über den Hausarzt
- ggf. Endokrinologie (befasst sich mit der Funktion und der Regulation der Hormone und des Hormonsystems)
- bei Bedarf folgen poststationäre Verlaufskontrollen, z.B. zur Besprechung der Histologie oder der Anpassung der Hormonsubstitution
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Ablauf einer Schilddrüsenoperation
Wie sieht die Operationsvorbereitung aus?
In den meisten guten Kliniken sind die Abläufe rund um eine Schilddrüsenoperation grundsätzlich vergleichbar. Im Detail gibt es natürlich Unterschiede und Besonderheiten zwischen verschiedenen Chirurgen und Kliniken. Um dem Besucher unserer Homepage eine möglichst konkrete Vorstellung davon zu vermitteln, was ihn erwartet, seien im Folgenden die Abläufe in der Ammerland-Klinik beispielhaft dargestellt.
Die definitive Entscheidung für eine Schilddrüsenoperation und die Auswahl des richtigen Operationsverfahrens erfordern eine Reihe an Voruntersuchungen. Diese werden in der Regel ambulant durchgeführt.
Zur Beurteilung der Schilddrüse und zur Planung der Operation sind wichtig
• die Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut
• eine Ultraschalluntersuchung
• eine Szintigrafie der Schilddrüse
• eine Funktionskontrolle der Stimmbänder durch einen HNO-ArztZur Beurteilung der Operations- und Narkosefähigkeit werden benötigt
• eine Laboruntersuchung des Blutes
• manchmal ein EKG
• evtl. eine Röntgenuntersuchung des BrustkorbesDie meisten Patienten werden schon mit den entsprechenden Untersuchungsbefunden von ihrem Hausarzt, Nuklearmediziner oder Endokrinologen zur ambulanten Sprechstunde überwiesen. Dort können Chirurgen und Anästhesisten die Operation und Narkose soweit vorbereiten, dass der Patient erst wieder am geplanten OP-Termin ins Krankenhaus kommt.
Was geschieht am Operationstag?
Vor dem Eingriff
Eine Schilddrüsenoperation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Am Tag der Operation darf vor dem Eingriff deshalb nichts gegessen, getrunken und auch nicht geraucht werden. Für die Operation zieht der Patient spezielle OP-Kleidung an. Auf der Pflegestation erhält er bereits verschiedene Medikamente zur Narkosevorbereitung und Beruhigung (Prämedikation). Schließlich wird er in seinem Bett vom Pflegepersonal in die OP-Abteilung gefahren.Nach dem Eingriff
In der Ammerland-Klinik werden alle Patienten nach einer Schilddrüsenoperation für mindestens 4-6 Stunden im Aufwachraum überwacht. Bei Bedarf kann auch eine Überwachung auf der Intensivstation erfolgen. Wenn keine Besonderheiten bestehen, wird der Patient nach der Operation vom Pflegepersonal aus der OP-Abteilung in seinem Bett abgeholt und auf ein Stationszimmer gebracht. Gegen Wundschmerzen und Schwellungen erhält der Patient routinemäßig entsprechende Medikamente, so dass keine wesentlichen Schmerzen zu erwarten sind. Falls diese Therapie im Einzelfall nicht ausreichend sein sollte, können stärkere Medikamente verabreicht werden.In der Regel können die Patienten bereits wenige Stunden nach der Operation wieder trinken, essen, in Begleitung einer Krankenpflegepersonal aufstehen und die Toilette benutzen.
Wie laufen die Tage nach der OP ab?
Das Ziel der weiteren Behandlung ist, die körperliche und seelische Befindlichkeit des Patienten möglichst rasch wiederherzustellen. Dazu dient das so genannte Fast-Track-Konzept, das unmittelbar nach der Operation beginnt. Hierzu gehören u.a. eine optimierte Schmerztherapie, die frühzeitige Mobilisation, eine baldige Nahrungszufuhr und der möglichst früheVerzicht auf Infusionen, Katheter und Drainagen.
Bei Verspannungen sind Fango-Packungen und Krankengymnastik sinnvoll. Der erste Verbandswechsel erfolgt am Morgen nach der Operation. Bei glattem Verlauf werden hierbei auch eventuelle Drainagen sowie sonstige Schläuche und Infusionen entfernt. Schilddrüsenpatienten sind dann nur noch an ihrem frischen Pflaster zu erkennen.
Bereits am ersten Tag nach der OP darf der Patient auch kurz duschen. Die Patienten dürfen sich ab dem ersten Tag frei auf der Station und im Krankenhaus bewegen. Wenn keine Komplikationen auftreten und die Wunde gut heilt, können die meisten Patienten bereits zwei bis vier Tage nach der Operation entlassen werden.
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Schilddrüsenoperation: Rehabilitation und Nachsorge
Ambulante Nachsorge
Bei den meisten Schilddrüsenerkrankungen ist eine lebenslange Kontrolle und bei vielen auch eine dauerhafte Behandlung erforderlich. Die Zeitintervalle und der Umfang der notwendigen Kontrollen hängen von den konkreten Befunden des Einzelfalles ab und werden individuell festgelegt.
Bei vielen Erkrankungen sind jährliche Kontrollen mit einer Ultraschalluntersuchung und einer Blutkontrolle ausreichend. Das gilt z.B. auch für die Nachsorge nach einer erfolgreichen Schilddrüsen-OP im Zuge einer gutartigen Erkrankung. Bei den meisten bösartigen Erkrankungen sind die Nachsorgeintervalle zumindest in der ersten Zeit kürzer und die Untersuchungen intensiver.
Das konkrete Programm hängt von verschiedenen Faktoren wie z.B. dem Tumorstadium oder der konkreten Krebsart ab.
Stationäre Rehabilitation / Kuren
Gutartige Erkrankungen
Bei gutartigen Erkrankungen ist nach einer normal verlaufenden Operation oder Radiojodtherapie nur selten eine stationäre Rehabilitation erforderlich. Allerdings kann eine solche bei seltenen Komplikationen oder im Zusammenspiel mit anderen Begleiterkrankungen auch bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen sinnvoll sein und wird dann auch von den Kostenträgern übernommen.Schilddrüsenkrebs
Beim Schilddrüsenkrebs ist häufig eine umfangreiche Behandlung erforderlich. So werden z.B. die häufigsten Krebstypen oft durch die Kombination von Operation und Radiojodtherapie behandelt. Hinzu kommen bei vielen Patienten nicht unerhebliche psychische Belastungen. Daher ist nach Abschluss der Primärbehandlung bei vielen Tumorpatienten eine stationäre Rehabilitation sinnvoll.Diese Maßnahmen werden in der Regel von den zuständigen Kostenträgern anerkannt und finanziert. Bei einer solchen Rehabilitation geht es nicht nur um die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern auch um eine nachhaltige seelische Stabilisierung. Das ist ein sehr komplexes Geschehen. Dafür gibt es Reha-Einrichtungen, die sich ganz besonders auf die Rehabilitation von Schilddrüsenpatienten spezialisiert haben.
Ihr Team des Schilddrüsenzentrums
Leitungsteam
Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Leiter zertifiziertes Viszeralonkologisches Zentrum, Leiter Beckenboden-, Hernien-, MIC- und Schilddrüsenzentrum
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mehr
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Facharzt für Viszeralchirurgie, Facharzt für spezielle Viszeralchirurgie
Zusatzbezeichnungen: Proktologie, Qualifikation Senior-Darmoperateur von der Deutschen Krebsgesellschaft DKG, Experte für transanale TME der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Leiter Schilddrüsenzentrum, Koordinator Darmzentrum
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mehr
Facharzt für Viszeralchirurgie, Facharzt für spezielle Viszeralchirurgie
Zusatzbezeichnungen: Proktologie und Ernährungsmedizin
Medizinische Kernpartner
Leitender Arzt Sektion Hämatologie/Onkologie, Leitung Onkologisches Zentrum
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Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt gesamte Innere Medizin, ESMO-zertifiziert seit 2018
Zusatzbezeichnungen: Palliativmedizin, Rettungsmedizin
Mitgliedschaften:
· European Society for Medical Oncology (ESMO)
· Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)
· Deutsche Krebsgesellschaft (DKG)
· Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO)
· Regionales Tumorzentrum Weser-Ems e.V.
Leitender Arzt Nuklearmedizin
Kooperationspartner
Erfolgreiche Therapie im Team
Der erste Ansprechpartner bei Verdacht
auf eine Schilddrüsenerkrankung ist der Hausarzt. Er führt meist die
notwendigen Basisuntersuchungen durch und bindet bei Bedarf weitere
Spezialisten ein. Dies können unter anderem Nuklearmediner zur Durchführung eines Schilddrüsenszintigrammes, Endokrinologen zur hormonellen Betrachtung der Schilddrüsenerkrankung, ein Schilddrüsenchirurg oder HNO-Arzt sein, welcher die Stimmbandfunktion überprüft.
Unser Team des Schilddrüsenzentrums arbeiten mit folgenden Kooperationspartnern zusammen.
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Nuklearmedizin
Zur weiteren Diagnostik gehört häufig ein Schilddrüsenszintigramm. Dieses und evtl. noch weitere erforderliche Untersuchungen werden von einem Nuklearmediziner erstellt. Auch eine eventuell erforderliche Radiojodtherapie fällt in den Bereich der Nuklearmedizin, darf jedoch nur in Spezialeinrichtungen verabreicht werden.
Dr. med. Jens de la Roche
Leitender Arzt Nuklearmedizin
Ammerland-Klinik
Lange Straße 38, 26655 Westerstede
T +49 (0)4488 50-2070 -
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO)
Der HNO-Arzt kümmert sich vor allem um die Stimmbandfunktion. Bei Bedarf kann auch eine logopädische Behandlung verordnet werden.
Dr. med Ulf Burmeister
Facharzt für HNO, Audiologe und Neurotologe (BV HNO)
Weetkornstraße 18a, 26160 Bad ZwischenahnT +49 (0)4403 4428
F +49 (0)4403 98 4329HNO-Praxis
Dr. med. Tobias Schipper
Am Rechter 6, 26655 WesterstedeT +49 (0)4488 28 88
F +49 (0)4488 85 9141 -
Selbsthilfegruppe für Schilddrüsenerkrankungen
GEMEINSAMKEIT MACHT STARK
Termin: Jeden 3. Donnerstag in den Monaten März, Mai, August, Oktober von 18.00 bis 20.00 Uhr
Uhrzeit: 18 Uhr
Ort: Ammerland-Klinik GmbH, Lange Straße 38, 26655 Westerstede l Seminarraum 1Ansprechpartnerin:
Sibilla Dobschinski
T +49 (0)4421 37 07 410
sibilla.dobschinski@gmx.deZiele der Selbsthilfegruppe
- Erfahrungsaustausch, z.B. bezüglich der Symptome, hormonelle Einstellungen, "Wohlfühldosis"
- Informationen, z.B. über mögliche Begleiterscheinungen und Radiojodtherapien (RJT)
Wissenswertes
Uns ist es wichtig, dass unsere Patienten gut über Ihre Erkrankung informiert sind. Dafür ist der behandelnde Arzt der beste Ansprechpartner. Trotzdem ist es nützlich sich im Vorfeld mit der Erkrankung auseinander zu setzen. Aus diesem Grund haben wir im Folgenden einige fundierte Informationen zusammengetragen.
Anatomie und Funktion
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Anatomie der Schilddrüse
Die Schilddrüse nimmt eine wichtige Steuerungsfunktion im menschlichen Körper ein. Das kleine schmetterlingsförmige Organ ist ein wichtiger hormoneller Schrittmacher und beeinflusst und reguliert somit auch andere Organe.
Lage der Schilddrüse
Die Schilddrüse (Lateinische Bezeichnung: Glandula thyreoidea) liegt an der Vorderseite des Halses unterhalb des Schildknorpels des Kehlkopfes, wodurch sich auch ihr Name erklärt. Sie besteht aus zwei Hauptlappen, die durch eine schmale Gewebebrücke (Isthmus) vor der Luftröhre miteinander verbunden sind.Gewicht
Ein gesundes Organ ist etwa daumengroß und wiegt bei einem Erwachsenen im Schnitt zwischen 18 Gramm (Frauen) und 25 Gramm (Männer).Schilddrüse und Stimmbandnerven
Die Schilddrüse befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Strukturen, die an der Stimm- und Sprachbildung beteiligt sind. Besonders bedeutsam ist der zarte Stimmbandnerv (Nervus laryngeus recurrens), der hinter der Schilddrüse zur Kehlkopfmuskulatur verläuft. Zusätzlich gibt es auf jeder Seite noch einen oberen Stimmbandnerv (Nervus laryngeus superior). Dieser Nerv hat auch Einfluss auf die Stimmbildung und ist zusätzlich z.B. für das Auslösen eines Hustenreflexes beim Verschlucken wichtig.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren) -
Schilddrüsenhormone
In der Schilddrüse werden verschiedene Hormone gebildet. Unter dem Begriff "Schilddrüsenhormone" werden in der Regel vor allem die zwei wichtigsten Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) zusammengefasst. Beide haben einen Jodanteil. Das Thyroxin besitzt vier Jod-Atome (T4), das Trijodthyronin entsprechend nur drei (T3).
Durch die Abspaltung eines Jod-Atoms kann im Körper aus dem weniger wirksamen, aber dafür langlebigeren T4 das kurzlebigere, aber wirkungsstärkere Hormon T3 gebildet werden. Der überwiegende Teil von T3 und T4 wird im Blut an spezielle Eiweiße gebunden (Thyroxin bindendes Protein). Diese dienen als Transportmittel zu den entsprechenden Organen. Nur ein geringer Anteil liegt als freies, also ungebundenes Hormon vor. Hierbei wird dann von freiem T3 und freiem T4 gesprochen. Nur die freien Hormone werden in die Körperzellen aufgenommen und entfalten dort ihre Wirkung, in dem sie die Stoffwechselaktivität der Zellen aktivieren.
Darüber hinaus wird in der Schilddrüse in den sogenannten C-Zellen das Hormon Calcitonin gebildet. Dieser Botenstoff beeinflusst z.B. den Calcium- und Knochenstoffwechsel. Diese Botenstoffe sind Bestandteile eines hormonellen Regelkreises und steuern als solche fast alle wichtigen Körperfunktionen.
Schilddrüsenhormone wirken vor allem auf
- Herzaktivität und Blutdruck
- Energiestoffwechsel, Körpergewicht
- Kohlehydratstoffwechsel, Insulinproduktion
- Fett- und Eiweißstoffwechsel, Cholesterinwerte
- Gehirnaktivität, Psyche
- Muskelstoffwechsel, Muskelkraft
- Darmtätigkeit, Verdauung
- Wachstum und Reifung von Ungeborenen im Mutterleib und von Kindern
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Warum ist Jod so wichtig für die Schilddrüse?
Ohne Jod kein Schilddrüsenhormon.
Es wird als Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt, die unter anderem für die Regulierung von Stoffwechselprozessen verantwortlich sind und das Körper- und Organwachstum anregen. Der menschliche Körper kann Jod nicht selbst produzieren und auch nur sehr begrenzt speichern. Jod ist ein essentielles Spurenelement.
Das bedeutet:
Das vom Körper benötigte Jod muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Es gelangt über den Magen-Darm-Trakt passiv ins Blut und von dort aktiv in die Schilddrüse. In der Schilddrüse werden bis zu 80 Prozent des täglich aufgenommenen Jods verbraucht.(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Wo liegt unser täglicher Jodbedarf?
Um genügend Schilddrüsenhormone bilden zu können, liegt der tägliche Jodbedarf für Erwachsene bei etwa 150 bis 200 Mikrogramm. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. hat je nach Alter und Geschlecht einer Person bestimmte Empfehlungen der Jodzufuhr formuliert. Der tägliche Jodbedarf beträgt für:
- Säuglinge: 40-80 μg
- Kinder (1-9 Jahre): 100-140 μg
- Kinder (10-12 Jahre): 180 μg
- Jugendliche und Erwachsene: 200 μg
- Erwachsene (über 50 Jahre): 180 μg
- Schwangere: 230 μg
- Stillende: 260 μg
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Anatomie der Nebenschilddrüse
Die Nebenschilddrüsen sind kaum größer als eine Linse und dennoch lebenswichtig. Nebenschilddrüsen verdanken ihren Namen ihrer anatomischen Lage unmittelbar hinter der Schilddrüse.
Lage und Anzahl der Nebenschilddrüsen können variieren. Etwa 90 Prozent der Menschen besitzen vier Nebenschilddrüsen, die jeweils am oberen und unteren Pol hinter jedem Schilddrüsenlappen liegen. Etwa 10 Prozent der Menschen haben entweder weniger oder mehr Nebenschilddrüsen. Manchmal liegen die Nebenschilddrüsen auch weiter weg von der Schilddrüse, z.B. im Brustkorb unter dem Brustbein. In den Nebenschilddrüsen wird Parathormon gebildet.
Dieses Hormon steuert über verschiedene Mechanismen die Blutkonzentration von Kalzium und anderen Spurenelementen im Körper. Kalzium wiederum beeinflusst die Nerven- und Muskelfunktion sowie den Knochenstoffwechsel.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
Erkrankungen
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Schilddrüsenerkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen sind ausgesprochen häufig und können in jedem Lebensalter auftreten. Bei etwa jedem dritten Erwachsenen in Deutschland bildet sich im Laufe des Lebens mindestens eine Schilddrüsenveränderung. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter.
Grundsätzlich wird zunächst erst mal zwischen hormonellen Fehlfunktionen (u.a. Schilddrüsenüberfunktion & Schilddrüsenunterfunktion) und Veränderungen in Größe und Beschaffenheit (Vergrößerungen, Knoten, Tumore) der Schilddrüse unterschieden. Häufig bestehen Überschneidungen und Mischformen.
Dabei sagt eine strukturelle Veränderung allerdings noch nichts über die Funktion des Organs aus und umgekehrt. Wir haben die häufigsten Erkrankungen für Sie zusammengestellt.
Schilddrüsenvergrößerung (Struma)
Eine krankhaft vergrößerte Schilddrüse wird als Struma bezeichnet. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Drüsenschwellung oder Geschwulst. Im Volksmund wird eine Struma auch Kropf genannt. Strumen sind außerordentlich häufig. Je nachdem wie stark die Schilddrüse vergrößert ist, wird die Struma nach der WHO (Weltgesundheitsorganisation) in drei Struma-Grade unterschieden:
- Grad 0: nur im Ultraschall feststellbar
- Grad 1: Vergrößerung tastbar
- Grad 1a: Tastbar und auch bei Rückwärtsneigung des Kopfes nicht sichtbar
- Grad 1b: Tastbar und nur bei Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbar
- Grad 2: Tastbar und bei normaler Kopfhaltung sichtbar
- Grad 3: Sehr große Struma mit lokalen Komplikationen (z.B. Behinderung der Atmung)
Schilddrüsenknoten (Struma nodosa)
Im Gegensatz zur gleichmäßigen diffusen Schilddrüsenvergrößerung bestehen bei einer Struma nodosa knotige Areale, die sich vom normalen
Schilddrüsengewebe unterscheiden.Manchmal gibt es nur einen Knoten (Struma uninodosa). Häufig sind jedoch gleich mehrere verschiedene Knoten nebeneinander zu finden. Nicht selten besteht dann die gesamte Schilddrüse nur noch aus Knoten (Struma multinodosa).
Es gibt viele verschiedene krankhafte Veränderungen, die als Knoten in der Schilddrüse imponieren können. Hierbei kann es sich im Einzelnen um
sehr unterschiedliche Veränderungen handeln. Bei der Struma nodosa werden unterschieden:- Adenom (Drüsenwucherung, gutartig)
- Zyste (flüssigkeitsgefüllter Hohlraum, gutartig)
- Vernarbung, Verkalkung (gutartig)
- Struma maligna (Schilddrüsenkrebs, bösartig)
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden dem Körper zu wenige Schilddrüsenhormone zur Verfügung gestellt. Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hat verschiedene Ursachen. In den meisten Fällen liegt die Ursache für die Hypothyreose in der
Schilddrüse selbst, seltener in einer Störung der hormonellen Regelkreise in den übergeordneten Steuerungsorganen wie Hirnanhangdrüse oder Hypothalamus. Die mit Abstand häufigste Ursache einer Hypothyreose ist der Verlust von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe als Folge einer Hashimoto-Thyreoiditis, einer chronischen Schilddrüsenentzündung.Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch nach einer Radiojodtherapie oder einer Schilddrüsenoperation oder auch in Folge einer zu hohen
Dosierung von Medikamenten, die die Schilddrüsenfunktion hemmen, auftreten.Eine weitere, in Deutschland allerdings ausgesprochen seltene, Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion kann ein Jodmangel sein.
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Eine leichte Hypothyreose verursacht oft keine Symptome. Die typische Anzeichen einer Hypothyreose sind:- Extreme Müdigkeit, übermäßig schnelle Erschöpfung
- Depressive Verstimmung, Desinteresse
- Konzentrationsstörungen, Antriebsmangel
- Kopfschmerzen
- Kälteempfindlichkeit
- Appetitlosigkeit
- Verstopfung
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Kühle, trockene Haut
- Geschwollenes Gesicht, geschwollene Zunge und Augenpartien
- Stumpfe Haare, Haarausfall
- Gewichtszunahme
Die Behandlung der Hypothyreose besteht in der Gabe von künstlichem Schilddrüsenhormon in Tablettenform. Bei richtiger Dosierung ist die
Behandlung in der Regel frei von Nebenwirkungen.Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommt es zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen.
Typische Anzeichen einer Hyperthyreose sind:- Herzrhythmusstörungen, z. B. zu schneller Herzschlag
- Hoher Blutdruck
- Nervosität, Innere Unruhe
- Schlafstörungen
- Gewichtsverlust
- Durchfall
- Vermehrtes Schwitzen
- Zyklusstörungen bei der Frau
- Haarausfall
- Stimmungsschwankungen bis hin zur Aggressivität
- Erschöpfung und Kraftlosigkeit
Im schlimmsten Fall kann der Patient in ein Koma fallen und an den Folgen sterben. Die wichtigsten Ursachen einer Hyperthyreose sind die
Schilddrüsenautonomie und die Basedowsche Erkrankung. Zur Senkung des Hormonspiegels stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung (Thyreostatika). Am häufigsten werden Medikamente vom Thionamid-Typ (Thiamazol, Carbimazol) eingesetzt.Bei einer Schilddrüsenautonomie werden unabhängig von den Steuerungsmechanismen der Hirnanhangdrüse zu viele Schilddrüsenhormone produziert. Das kann in einem oder mehreren größeren Knoten oder Adenome (fokale oder multifokale Autonomie) oder aber diffus in der gesamten Schilddrüse geschehen (disseminierte Autonomie).
Eine einmal bestehende Schilddrüsenautonomie heilt in der Regel nicht von selbst wieder aus. Daher ist in vielen Fällen im Verlauf eine
sogenannte definitive Therapie empfehlenswert. Dabei wird das krankhaft zu viel produzierende Schilddrüsengewebe z.B. durch eine Radiojodtherapie zerstört oder durch eine Schilddrüsenoperation entfernt.Morbus Basedow
Der Morbus Basedow ist eine sognannte Autoimmunthyreopathie. Bei dieser Autoimmunerkrankung bildet der Körper Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Teile der Schilddrüse
(TSH-Rezeptoren). Diese regen die Schilddrüse zur vermehrten
Hormonproduktion (Hyperthyreose) und zum Wachstum an, wodurch es in der
Folge zu einer Schilddrüsenüberfunktion sowie zu einer Schilddrüsenvergrößerung (Stuma) kommt. Die Erkrankung betrifft die gesamte Schilddrüse und nicht nur bestimmte Areale.
Die Symptome des Morbus Basedow können insbesondere zu Beginn der Erkrankung dezent und unspezifisch sein. Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung kann es schließlich zu den charakteristischen Symptomen einer Struma (Schilddrüsenvergrößerung), Tachykardie (beschleunigter Pulsschlag) und Exophtalmus (Glubschaugen) kommen.
Diagnostik des Morbus Basedow
Die Diagnose wird durch die charakteristischen Befunde der Blutuntersuchungen, und der Ultraschalluntersuchung gestellt. Nur in seltenen Fällen ist eine Szintigraphie der Schilddrüse erforderlich. Zur Beurteilung einer möglichen Mitbeteiligung der Augen (endokrine Orbitopathie) ist eine augenärztliche Kontrolle ratsam.
Behandlung des Morbus Basedow
Eine ursächliche Behandlung gibt es bisher nicht. Zur Behandlung der Schilddrüse stehen Thyreostatika, eine Radiojodtherapie oder eine Schilddrüsenoperation zur Verfügung.Endokrine Orbitopathie
Die Endokrine Orbitopathie ist eine Erkrankung der Augenhöhle. Auslöser für dieses auffällige Krankheitszeichen sind strukturelle und größenmäßige Veränderungen des hinter dem Augapfel (retrobulbär) gelegenen Muskel-, Fett- und Bindegewebes. Das Auftreten einer endokrinen Orbitopathie ist die Folge von komplexen Abwehrmechanismen des Körpers gegen eigenes Gewebe (Autoimmunprozesse). Sie tritt ein oder beidseitig auf, dann jedoch oft unterschiedlich stark ausgeprägt.
Bei einigen Patienten mit einem Morbus Basedow stehen die Symptome der endokrinen Orbitopathie im Vordergrund und sind mitunter das erste Anzeichen für einen Morbus Basedow.
Mögliche Symptome der endokrinen Orbitopathie
- Exophthalmus (Hervortreten der Augäpfel, Glupschaugen)
- Unvollständiger Lidschluss
- Fremdkörper oder Druckgefühl
- Lidveränderungen
- Augenmuskelbeteiligung, Doppelbilder
- Einschränkung des Sehvermögens
Behandlung der endokrinen Orbitopathie
Die Behandlung einer Orbitopathie hängt im Wesentlichen von den konkreten augenärztlichen Befunden ab. In jedem Fall sollte zunächst erst mal die Schilddrüsenüberfunktion korrigiert werden. Je nach Ausprägung der endokrinen Orbitopathie können entzündungshemmende Medikamente (z.B. Cortison) verordnet werden. Bei bestimmten Befunden kommen augenärztliche Operationen und Korrekturmaßnahmen zum Einsatz. Beim Exophthalmus kann alternativ auch eine gezielte Bestrahlung der Augenhöhle erfolgen.In Deutschland erfolgt in der Regel erst ein konservativer Behandlungsversuch mit Thyreostatika. Manchmal kommt es relativ rasch zu einer spontanen Besserung, manchmal kann dies allerdings mehrere Monate dauern. Nach mehr als 12-18 Monaten medikamentöser Dauertherapie ist die Aussicht auf eine weitere Besserung unwahrscheinlich.
Da die Behandlung mit Thyreostatika nicht frei von im Einzelfall schwerwiegenden Nebenwirkungen ist und viele Patienten im Verlauf doch definitiv behandelt werden müssen, wird zum Beispiel von Schilddrüsenexperten in Nordamerika und weiten Teilen Asiens generell eine möglichst frühzeitige Therapie zur Beseitigung der Schilddrüse befürwortet. Dadurch wird die Behandlungszeit in jedem Fall erheblich verkürzt.
Bei der Entscheidung für oder gegen einen konservativen Behandlungsversuch sollten auch verschiedene Parameter zur Prognoseabschätzung für eine spontane Remission berücksichtigt werden. So ist eine spontane Besserung z.B. bei Rauchern oder bei sehr großen Schilddrüsen unwahrscheinlicher als bei Nicht-Rauchern und kleinen Schilddrüsen.
Auch bei der Entscheidung für eine frühe oder spätere Radiojodtherapie oder eine Operation sind die jeweiligen Vor- und Nachteile der beiden Therapieformen unter Berücksichtigung der konkreten Befundkonstellation individuell abzuwägen und mit dem Patienten zu besprechen. So kann sich z.B. eine endokrine Orbitopathie unter einer Radiojodtherapie zumindest zeitweise verschlechtern, so dass dann vielleicht eher eine operative Therapie in Frage kommt. Umgekehrt würde beispielsweise Patienten mit gewichtigen Risikofaktoren für einen operativen Eingriff nach Möglichkeit eher eine Radiojodtherapie empfohlen werden.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Entzündungen (Thyreoiditis)
Unter einer Thyreoiditis versteht man eine Entzündung der Schilddrüse. Sie macht etwa ein bis drei Prozent aller Schilddrüsenerkrankungen aus. Es gibt verschiedene Formen, die wiederum auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind und ein jeweils eigenständiges Krankheitsbild darstellen.
Neben akut auftretenden Entzündungen gibt es langsam verlaufende sowie chronische Entzündungen. Eine Schilddrüsenentzündung kann sich auf ein bestimmtes Areal beschränken oder diffus im Schilddrüsengewebe verteilt auftreten. Am häufigsten sind Entzündungen im Rahmen von so genannten Autoimmunerkrankungen. Dabei bildet der Körper aus bisher nicht geklärter Ursache Abwehrstoffe (Antikörper) gegen seine eigene Schilddrüse. Dadurch kommt es zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse.
Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis)
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist mit zirka 80 Prozent die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung. Frauen sind etwa neunmal häufiger betroffen als Männer. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Möglicherweise spielt eine zu hohe Jodzufuhr eine Rolle. Manchmal leiden Patienten gleichzeitig unter mehreren Autoimmunerkrankungen. Auch familiäre Häufungen werden beobachtet. Die chronische Entzündung führt auf Dauer in der Regel zu einer Zerstörung der Schilddrüse.
Beschwerden
Schmerzen oder Missempfindungen am Hals sind die Ausnahme oder sind so leicht, dass man ihnen keine Bedeutung beimisst. Gelegentlich ist der Zerstörungsvorgang in der Schilddrüse so heftig, dass die Patienten unter lokalen Schmerzen am Hals leiden. Häufig macht sich die Hashimoto-Thyreoiditis erst durch die Folgen des Funktionsausfalls bemerkbar.Diagnose
Bei den meisten Patienten entwickelt sich durch die schleichende Entzündung früher oder später eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mit den charakteristischen Symptomen. Allerdings gibt es auch akute Entzündungsphasen, die mit einer zeitweisen Überfunktion (Hyperthyreose) einhergehen. Durch die Bestimmung der Schilddrüsenhormone kann sich ein erster Hinweis auf eine Funktionsstörung der Schilddrüse ergeben. Bei der Ultraschalluntersuchung lässt sich häufig ein typisches Bild mit verminderter Echostruktur und gesteigerter Durchblutung feststellen. Je nach Erkrankungsstadium kann die Schilddrüse vergrößert, verkleinert oder sogar kaum noch erkennbar sein.Der Schlüssel für die Diagnosefindung und vor allem für die Abgrenzung zu anderen Autoimmunerkrankungen ist die Bestimmung verschiedener Antikörper-Werte im Blut. Charakteristisch, jedoch noch nicht beweisend ist der Nachweis und die Erhöhung des Wertes der Schilddrüsenperoxidase (TPO). Eine Erhöhung der TPO-Titer findet sich allerdings auch bei einem Teil der Patienten mit einem Morbus Basedow, mit einer normalen Struma, bei Patienten mit anderen Autoimmunerkrankungen und teilweise auch bei Gesunden.
Therapie
Eine ursächliche Therapie gibt es bislang nicht. In akuten Entzündungsphasen mit lokalen Beschwerden ist manchmal eine entzündungshemmende medikamentöse Therapie erforderlich. Die Organzerstörung durch die Autoimmunabwehr kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die sich ausbildende Funktionseinschränkung der Schilddrüse wird mit der Gabe von Schilddrüsenhormon (L-Thyroxin) in Tablettenform behandelt. Damit kann man die Hypothyreose und ihre Folgen komplett verhindern.Da eine vermehrte Jodzufuhr eine Rolle bei der Entstehung einer Hashimoto-Thyreoiditis spielen kann und möglicherweise auch schlecht für den weiteren Verlauf ist, sollte Jod bei einer Hashimoto-Thyreoiditis auf keinen Fall in Tablettenform eingenommen und auch bei der Nahrungsaufnahme eher gemieden werden.
Subakute Thyreoiditis (Thyreoiditis de Quervain)
Bei der Thyreoiditis de Quervain handelt es sich um eine durch Viren ausgelöste Form der Schilddrüsenentzündung. Der Begriff „subakut“ beschreibt den etwas langsameren Beginn und Verlauf im Vergleich zu der oben genannten akuten Entzündung. Bei dieser Erkrankung gibt es sehr unterschiedliche Verläufe.
Beschwerden
Manche Patienten verspüren nur leichte oder keine Beschwerden. Andere klagen über ein allgemeines Krankheitsgefühl, hohes Fieber, Schüttelfrost und lokalen Schmerz. Recht typisch ist der Druckschmerz in der Schilddrüsenregion und die Ausstrahlung in den Kiefer und die Ohren. Die Patienten berichten öfter über vorausgegangene Erkältungen und grippale Infekte.Diagnose
Die Angaben und Beschwerden des Patienten ergeben bereits wichtige Hinweise und den Verdacht auf eine Schilddrüsenentzündung. Nach der körperlichen Untersuchung wird eine Blutprobe entnommen. Es wird nach allgemeinen Entzündungszeichen gesucht. Typisch ist eine deutliche Beschleunigung der Blutsenkung. Manchmal sind die Schilddrüsenhormonwerte zu Krankheitsbeginn auch erhöht, vorübergehend treten Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion auf. Die Bestimmung der Schilddrüsenantikörper ergibt kein charakteristisches Bild und ist somit nicht richtungsweisend. Eine wichtige Rolle spielt dagegen die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Dabei findet man unscharf begrenzte, echoarme Bereiche in einem oder beiden Lappen. Im zeitlichen Verlauf über Wochen und Monate kann sich das sonografische Bild deutlich ändern.Neben der sonographischen Untersuchung hat die Szintigraphie der Schilddrüse eine wichtige Bedeutung. Sie zeigt in den betroffenen Anteilen oder im ganzen Organ eine verminderte Aufnahme von Technetium (Kontrastmittel). In unklaren Fällen kann eine Feinnadelpunktion der betroffenen Schilddrüsenareale zur Klärung der Diagnose führen.
Therapie
Eine ursächliche Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Meistens ist es ausreichend, die lokalen Schmerzen und das allgemeine Krankheitsgefühl zu behandeln. Nur bei sehr schweren Verläufen wird es nötig, Cortison zur Entzündungsbekämpfung einzusetzen. Während es langsam zu einer Rückbildung der lokalen Beschwerden und des Krankheitsgefühls kommt, normalisieren sich parallel die Blutveränderungen, der sonographische Befund und das Szintigramm. Die Erkrankung heilt in der Mehrzahl der Fälle ohne Spätfolgen und bleibende Schäden aus.Akute Thyreoiditis
Es handelt sich um eine eitrige Entzündung der Schilddrüse, die durch Bakterien verursacht wird. Diese gelangen meistens über die Blutbahn in die Schilddrüse und lösen dort eine schwere lokale Reaktion mit Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Rötung und Schwellung aus.
Dazu kommen allgemeine Beschwerden wie Fieber, Schweißausbrüche, Herzrasen und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Diese Entzündung ist sehr selten. Die Behandlung besteht im Wesentlichen in einer gezielten Antibiotikagabe mit oder ohne Operation.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Schilddrüsenkrebs
Während Schilddrüsenknoten eine Volkskrankheit sind, ist Schilddrüsenkrebs vergleichsweise selten. Deutlich weniger als ein Prozent aller Schilddrüsenknoten sind bösartig. Je früher ein Krebs festgestellt und operiert wird, umso besser sind die Heilungschancen.
Meist verursacht Schilddrüsenkrebs in sehr frühen Stadien jedoch keine Probleme oder Schmerzen. Erst wenn der Tumor größer ist, erzeugt er Beschwerden, die den Betroffenen darauf aufmerksam machen und Anlass zu weiteren Untersuchungen sind. Auch ein rasches Wachstum eines Knotens deutet oft auf eine bösartige Veränderung hin.
In den weitaus meisten Fällen hat der Schilddrüsenkrebs im etwas fortgeschrittenen Stadium allerdings eine sehr gute Prognose, eine sachgerechte Behandlung vorausgesetzt. Daher ist das rechtzeitige Herausfiltern krebsverdächtiger Knoten aus der großen Masse der vielen harmlosen Schilddrüsenknoten eine große Herausforderung an die Schilddrüsendiagnostik. Ein erfahrener Arzt kann aus den Befunden von Ultraschalluntersuchung, Szintigraphie und Blutuntersuchung bereits ein relatives Bösartigkeitsrisiko ableiten.
Von der Gewebeart her lassen sich verschiedene Formen von Schilddrüsenkrebs unterscheiden. Am häufigsten sind vier Typen vertreten.
Papilläres Karzinom
Der mit Abstand häufigste Schilddrüsenkrebs ist das papilläre Karzinom. Es gehört zu den differenzierten Schilddrüsenkrebsen. Das bedeutet, dass diese Krebse noch eine gewisse „Verwandtschaft“ mit normalen Schilddrüsenzellen haben und Jod aufnehmen. Daher wird die Operation in der Regel mit einer zusätzlichen Radiojodtherapie verbunden.
Papilläre Krebse können gleichzeitig an mehreren Stellen in der Schilddrüse auftreten (multifokales Wachstum) und neigen zu Absiedelungen in die umgebenden Lymphdrüsen (Lymphknotenmetastasen).
Follikuläres Karzinom
Das follikuläre Karzinom ist der zweithäufigste Schilddrüsenkrebs. Es gehört ebenfalls in die Gruppe der differenzierten Schilddrüsenkrebse. Follikuläre Karzinome neigen eher zu Fern- als zu lokalen Lymphknotenmetastasen. Dieser Krebstyp kann Jod speichern und wird ebenfalls, nach einer vorangehenden operativen Entfernung der Schilddrüse, durch eine zusätzliche Radiojodtherapie behandelt.
Medulläres Karzinom
Das medulläre Karzinom geht nicht von den eigentlichen Schilddrüsenzellen, sondern von den Calcitonin produzierenden Zellen aus. Das Hormon kann als Tumormarker im Blut festgestellt werden. Eine Radiojodtherapie ist in diesem Fall wirkungslos.
Bei etwa 15 Prozent dieser Krebse liegt eine vererbte Form vor. Daher sollte bei Patienten mit einem medullären Karzinom eine genetische Beratung und Untersuchung der Familienangehörigen erfolgen. Das Karzinom neigt zu frühzeitigen Absiedelungen in die Lymphknoten.
Undifferenziertes Karzinom
Bei undifferenzierten Karzinomen handelt es sich um eine Gruppe von Krebsen, die keinerlei Gemeinsamkeiten mit normalen Schilddrüsenzellen haben. Eine Radiojodtherapie ist wirkungslos. Diese Tumorart schreitet häufig schnell fort. Andere Krebsarten oder Metastasen anderer Tumore kommen vor, sind aber sehr selten.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autoren: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren, Prof. Dr. med. Markus Dietlein)
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Erkrankungen der Nebenschilddrüse
Überfunktion der Nebenschilddrüsen
Es gibt verschiedene Erkrankungen der Nebenschilddrüsen. Ein chirurgischer Eingriff wird am häufigsten wegen einer Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus) durchgeführt. Beim Hyperparathyreoidismus (HPT) ist der Parathormonspiegel und in der Regel auch der Kalziumspiegel im Blut erhöht. In diesem Fall kommt es zu einem vermehrten Abbau von Kalk aus den Knochen und zur unerwünschten Einlagerung von Kalk in anderen Geweben.
Unbehandelt führt die Erkrankung auf Dauer zu
- Deformierungen und Brüchen von Knochen
- Schmerzhaften Kalkablagerungen in Muskeln und Gelenken
- Einer vermehrten Bildung von Nieren- und Gallensteinen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Seelischen Veränderungen
- Verminderter körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit
Es werden verschiedene Formen des Hyperparathyreoidismus unterschieden.
Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT)
Beim primären Hyperparathyreoidismus (pHPT) liegt die Ursache der Parathormonüberproduktion ausschließlich in den Nebenschilddrüsen
selbst. Es handelt sich entweder um einen hormonproduzierenden (gutartigen) Tumor (Adenom) oder um eine funktionelle Überproduktion
(Hyperplasie). Hormonproduzierende Nebenschilddrüsenkrebse sind extrem selten.Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sHPT)
Beim sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) liegt die Ursache der Parathormonüberproduktion primär in einer Erkrankung anderer Organe begründet. Am häufigsten liegt eine Nierenerkrankung vor. Hierdurch kann es zu einem Verlust an Phosphat und zu einer verminderten Vitamin-D-Produktion kommen. Über verschiedene Mechanismen versucht der Körper, diese Missstände auszugleichen. Unter anderem auch durch eine vermehrte Parathormonproduktion. In der Regel produzieren dann alle Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon und vergrößern sich (Hyperplasie).Tertiärer Hyperparathyreoidismus (tHPT)
Vom tertiären Hyperparathyreoidismus (tHPT) sprechen wir, wenn es beim sekundären Hyperparathyreoidismus zusätzlich zu einem hormonproduzierenden Adenom kommt. Es handelt sich hierbei um eine Kombination von primärer und sekundärer Form.Unterfunktion der Nebenschilddrüsen
Die mit Abstand häufigste und wichtigste Ursache für eine Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus) ist die Schädigung der Nebenschilddrüsen durch einen operativen Eingriff in dieser Region, z.B. bei einer Schilddrüsenoperation.
Die Unterfunktion wird zunächst durch die medikamentöse Gabe von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten behandelt. Besteht noch eine Restproduktion von körpereigenem Parathormon, wird versucht, die Calciumzufuhr schrittweise zu reduzieren, um so das verbliebene Nebenschilddrüsengewebe zu einer vermehrten Parathormonroduktion anzuregen.
Beim dauerhaften (persistierenden) Hypoparathyreoidismus ist in der Regel auch eine dauerhafte Cacium- und/oder Vitamin-Gabe erforderlich. Neuere Behandlungsansätze, wie z.B. die Gabe von künstlichem Parathormon oder die Transplantation von Zellkulturen aus Nebenschilddrüsengewebe, werden zur Zeit wissenschaftlich untersucht. Sie sind wegen vieler ungelöster Probleme und Nachteile derzeit jedoch noch nicht Standard.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Wann müssen Nebenschilddrüsen operiert werden?
Mit Ausnahme milder und asymptomatischer Fälle ist eine dauerhafte und effektive Behandlung des Hyperparathyreoidismus in der Regel nur durch einen operativen Eingriff möglich.
Operationen an den Nebenschilddrüsen erfordern wegen der engen anatomischen Lage zu den Stimmbandnerven und der zahlreichen Lagevarianten extrem viel Erfahrung. Solche Operationen sollten daher nur von Chirurgen durchgeführt werden, die über eine hohe Kompetenz in der Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie verfügen.
Je nachdem, wie viele Nebenschilddrüsen erkrankt sind, muss mehr oder weniger Gewebe entfernt werden.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
Diagnostik
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Patientengespräch
Vor der Therapie steht die gründliche Untersuchung der Schilddrüse und ihrer Umgebung. Der behandelnde Arzt wird sich zunächst in einem ausführlichen Patientengespräch ein Bild über Beschwerden, Vorerkrankungen, Schilddrüsenkrankheiten in der Familie und Essgewohnheiten machen. Durch das Abtasten der Halsregion können mögliche Vergrößerungen der Schilddrüse meist schon von außen erfühlt und beurteilt werden.
Zu den wichtigsten Diagnoseverfahren gehören die Szintigrafie, Ultraschall- sowie Blutuntersuchungen.
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Blutuntersuchung
Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung können unterschiedliche Blutuntersuchungen Informationen liefern.
Die wichtigsten Untersuchungen
TSH-Wert
TSH (Thyroidea Stimulierendes Hormon) wird von der Hirnanhangdrüse gebildet und steuert die Schilddrüsenaktivität. TSH ist ein empfindlicher Marker, mit dem bereits drohende Fehlfunktionen frühzeitig festgestellt werden können. Ist der TSH-Wert im Blut zum Beispiel zu niedrig, während die Schilddrüsenhormonwerte aber noch normal sind, handelt es sich um eine so genannte schlafende Überfunktion (latente Hyperthyreose). Umgekehrt liegt eine schlafende Unterfunktion (latente Hypothyreose) vor, wenn der TSH-Wert schon erhöht ist und die Schilddrüsenwerte noch normal sind.Der TSH-Wert ist auch hilfreich bei der Beurteilung, ob eine Schilddrüsenfunktionsstörung durch eine Störung in der Schilddrüse selbst oder in der Hirnanhangdrüse verursacht wird.
T3/T4-Werte
Dabei wird die freie Menge der wichtigsten Schilddrüsenhormone im Blut gemessen. Dadurch kann festgestellt werden, ob tatsächlich eine Über- oder Unterfunktion besteht (manifeste Hyper- bzw. Hypothyreose).Antikörper-Spiegel
Es gibt eine Reihe verschiedener Antikörper gegen bestimmte Bestandteile der Schilddrüse oder anderer wichtigerer Substanzen im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenerkrankung. Diese Antikörper können im Blut bestimmt werden. Der Nachweis oder die Erhöhung bestimmter Antikörper kann sehr charakteristisch für bestimmte Erkrankungen sein (z.B. TRAK bei Morbus Basedow, TPO bei der Hashimoto-Thyreoiditis). Es gibt allerdings nicht selten Überschneidungen. Manchmal findet sich eine Erhöhung bestimmter Werte auch bei Gesunden. Daher muss bei der Bewertung der Einzelwerte immer auch die gesamte Befundkonstellation berücksichtigt werden.TRH-Stimulations-Test
TRH-Stimulations-Test wird in der Praxis selten eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird vor allem die Funktion des Regelkreises zwischen Gehirn und Schilddrüse kontrolliert. TRH ist ein im Gehirn produzierter Botenstoff, der auf die Hirnanhangdrüse einwirkt, die wiederum die Schilddrüse steuert. Nach Gabe von künstlichem TRH werden im Blut Konzentrationsveränderungen des TSH gemessen, was wiederum Rückschlüsse auf verschiedene Krankheiten ermöglicht.Bei allen Blutuntersuchungen ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, dass nicht die reinen Testergebnisse an sich, sondern eine medizinisch fundierte Bewertung in Zusammenschau aller Befunde entscheidend ist. Neben natürlichen Schwankungen (z. B. während der Schwangerschaft) können die Testergebnisse auch durch schilddrüsenunabhängige äußere Faktoren wie etwa die Einnahme von Schmerzmitteln mit Acetylsalizylsäure (z. B. Aspirin), Kortisonpräparate oder die Antibabypille beeinflusst werden. Dies sollte in einem ausführlichen Patientengespräch zur Sprache kommen.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Ultraschall
Das wichtigste bildgebende Diagnose-Verfahren ist die Schilddrüsen-Sonographie. Dabei wird die Halsregion mit einem Schallkopf von außen untersucht.
Das Ultraschallbild lässt Rückschlüsse auf Größe, Lage, Form und Gewebebeschaffenheit der Schilddrüse zu. Mit modernen Geräten können Knoten bereits ab einer Größe von wenigen Millimetern erkannt werden. Die Untersuchung ist strahlenfrei und nicht mit Nebenwirkungen verbunden. Sie kann daher beliebig oft bei einem Patienten eingesetzt werden und eignet sich daher sehr gut auch zur Verlaufsbeobachtung. Die Ultraschalluntersuchung ist die wichtigste Methode zum frühzeitigen Erkennen von krankhaften strukturellen Veränderungen wie Vergrößerungen und Knoten und wird daher großzügig eingesetzt.
Auch der Krankheitsverlauf nach operativen Eingriffen kann per Ultraschall kontrolliert werden. Bei der Sonografie wird das Volumen jedes Schilddrüsenlappens in Millilitern bestimmt. Auch die Größe von Knoten, Zysten und anderen krankhaften Veränderungen kann hierdurch exakt ausgemessen werden. Das auf diese Weise erzeugte Bild gibt jedoch keine Auskunft über die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Szintigraphie
Szintigraphien sind nuklearmedizinische Untersuchungen, mit denen die Aufnahme und Verteilung einer schwach radioaktiven Substanz im Körper beurteilt werden kann. Zur Untersuchung der Schilddrüse gibt es verschiedene Arten.
Am häufigsten kommt die Technetium-Szintigraphie zum Einsatz. Da sich Technetium im Körper wie Jod verhält, wird die Jodaufnahme der Schilddrüse beurteilt. Die Verteilung des Jods wiederum erlaubt Rückschlüsse auf die Funktion der Schilddrüse und kann Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben. Areale in der Schilddrüse, in denen kein oder sehr wenig Jod aufgenommen wird, nennt man „kalt“. Areale mit überproportionaler Aufnahme von Jod werden als „warm“ bezeichnet, bei sehr starker Speicherung als „heiß“. Kalte Knoten produzieren keine Schilddrüsenhormone, es handelt sich meist um Zysten, um gutartige Tumore, selten auch um einen Krebs. Warme oder heiße Knoten führen zur Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, es handelt sich meist um sogenannte autonome Adenome. Aktives Gewebe wird in warmen Farben (in Rot und Gelb) dargestellt.
Knoten oder Schilddrüsengewebe mit reduzierter Aktivität werden im Szintigramm in kühleren (kalten) Farben wie Blau oder Violett dargestellt. Für die normale Szintigrafie der Schilddrüse wird wegen der geringeren Strahlenbelastung in der Regel kein radioaktiv markiertes Jod, sondern radioaktives Technetium verwendet. Dieses verhält sich im Körper wie Jod. Es wird nur von der Schilddrüse aufgenommen, dort aber nicht gespeichert und vom Körper nach kurzer Zeit wieder ausgeschieden. Durch Messung der radioaktiven Aktivität gewinnt der Arzt Bilder, die er mit Hilfe eines Computers auswertet. So entsteht ein zweidimensionales Bild in unterschiedlichen Farbschattierungen, ein so genanntes Szintigramm.
Neben dem Technetium-Szintigramm zur Basisdiagnostik gibt es auch noch andere szintigrafische Untersuchungen zur Beantwortung spezieller Fragestellungen. So zum Beispiel das Suppressions-Szintigramm zur weiteren Abklärung bei warmen und heißen Knoten, das Jod-Szintigramm vor einer Radiojodtherapie oder in der Krebsnachsorge sowie das Sestamibi-Szintigramm zur Beurteilung der Stoffwechselaktivität kalter Knoten.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Feinnadelpunktion
Bei dieser Methode werden durch eine dünne Hohlnadel winzige Gewebeteile aus der Schilddrüse entnommen. Die Nadel wird mit Hilfe von Ultraschall an der gewünschten Stelle positioniert. Mittels Unterdruck können einzelne Zellen herausgesaugt und zur Untersuchung in ein Speziallabor gegeben werden.
Die Punktion wird meist zur Abklärung krebsverdächtiger Knoten eingesetzt und kann unter Umständen hilfreiche Hinweise ergeben. Ein definitiver Ausschluss von Bösartigkeit ist dadurch leider nicht möglich.
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
Behandlung
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Medikamentöse Therapie
Bei einem Großteil der Schilddrüsenerkrankungen erfolgt zunächst ein Versuch mit medikamentöser Therapie. Auch nach einer Schilddrüsenoperation oder Radiojodtherapie ist häufig eine weitere medikamentöse Behandlung erforderlich.
Welche Medikamente kommen zum Einsatz?
Jod
Ein chronischer Jodmangel gilt als ein möglicher Auslöser der krankhaften Schilddrüsenvergrößerung (Struma). Ist die Schilddrüsenhormonlage bei solchen Patienten ausgeglichen, ist die einfachste und wirkungsvollste Therapie die Gabe von Jodid in Tablettenform. Dadurch wird der Jodmangel in der Schilddrüse aufgehoben. In günstigen Fällen kann es alleine dadurch zu einer Verkleinerung oder zur Verhinderung einer weiteren Vergrößerung der Schilddrüse kommen. Bei einer drohenden oder bestehenden Schilddrüsenüberfunktion ebenso wie einer Schilddrüsenentzündung vom Typ Hashimoto sollte vom Patienten außerhalb der normalen Nahrung kein zusätzliches Jod aufgenommen werden.L-Thyroxin
Schilddrüsenhormone können sehr gut künstlich hergestellt werden. Sie werden in Tablettenform eingenommen und haben im Vergleich zu anderen Hormonen eine ausgesprochen gute Verträglichkeit. Die Gabe von künstlichem, naturidentischem Schilddrüsenhormon ist die Therapie der Wahl bei der Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) ungeachtet der konkreten Ursache. Die häufigsten Ursachen sind das Endstadium der Hashimoto-Thyreoiditis oder die Unterfunktion nach einer Operation oder Radiojodtherapie.Auch bei einer Jodmangelstruma kann eine Behandlung mit Thyroxin erfolgen. Durch den chronischen Jodmangel kommt es in der Hirnanhangdrüse nämlich zu einer vermehrten Produktion des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH). Das führt wiederum in der Schilddrüse zu einem Wachstumsanreiz. Durch die Gabe von synthetischem Schilddrüsenhormon kann dieser Mechanismus unterbrochen werden. Dadurch kann bei einem Teil der Patienten eine Verkleinerung der Schilddrüse und manchmal auch von Knoten erreicht werden. Bei einer Jodmangelstruma erfolgt häufig eine Kombinationstherapie von Thyroxin und Jod, da sich die beiden Substanzen gut ergänzen.
Auch bei konsequenter und frühzeitiger Behandlung lässt sich das weitere Wachstum eines Kropfes nicht immer verhindern, so dass zur Verkleinerung eine Operation erforderlich ist. Wurde bei der Operation viel Schilddrüsengewebe entfernt, erhalten die Patienten nach der Operation künstliches Schilddrüsenhormon, damit es nicht zu einem TSH-Anstieg und damit zu einer erneuten Vergrößerung oder Knotenbildung kommt (Rezidivprophylaxe). Wurde die Schilddrüse komplett entfernt, muss das fehlende Schilddrüsenhormon künstlich zugeführt werden (Hormonersatz), da es ansonsten zu einer gefährlichen Schilddrüsenunterfunktion kommen kann.
Vergleichbares gilt auch nach einer Radiojodtherapie. Bei richtiger Dosierung ist die Behandlung mit künstlichem Thyroxin in der Regel frei von Nebenwirkungen. Allerdings muss die richtige Dosierung regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf angepasst werden. In den meisten Fällen ist die Tabletteneinnahme lebenslang erforderlich. Bei einer drohenden oder tatsächlichen Schilddrüsenüberfunktion dürfen natürlich keine zusätzlichen Schilddrüsenhormone gegeben werden.
Thyreostatika
Die übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen (Schilddrüsenüberfunktion / Hyperthyreose) kann mit so genannten Thyreostatika vermindert werden. Hierfür gibt es verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen.Heutzutage werden am häufigsten Medikamente vom Thionamid-Typ (Thiamazol, Carbimazol) eingesetzt. Diese hemmen in der Schilddrüse den Einbau von Jod in die Schilddrüsenhormone und reduzieren damit die Neuproduktion. Die bereits im Körper befindlichen Schilddrüsenhormone werden durch diese Medikamente nicht beeinflusst. Die Senkung des erhöhten Hormonspiegels erfolgt erst durch den natürlichen Abbau und kann daher einige Zeit in Anspruch nehmen.
Thyreostatika sind zwar sehr effektiv, leider aber auch nicht frei von zum Teil sehr erheblichen Nebenwirkungen. Daher sind unter der Therapie engmaschige ärztliche Kontrollen erforderlich. Wegen dieser Nebenwirkungen sind Thyreostatika zur Langzeittherapie nur sehr eingeschränkt geeignet.
Bei Patienten mit einer länger bestehenden Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sollte daher eine alternative und definitive Behandlung durch eine Operation oder eine Radiojodtherapie in Erwägung gezogen werden.
Betablocker
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion können Störungen des Herz-Kreislauf-Systems mit Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder Zittern im Vordergrund stehen. Solche Folgen können bis zum Erreichen einer normalen Schilddrüsenfunktion durch Thyreostatika mit so genannten Betablockern behandelt werden. Nach der Normalisierung der Schilddrüsenüberfunktion bessern sich in der Regel auch die Auswirkungen der Hyperthyreose auf das Herz-Kreislauf-System.Antiphlogistika
Bei akuten schmerzhaften Entzündungen mit lokalen Beschwerden kann eine medikamentöse Behandlung mit „Entzündungshemmern“ (Antiphlogistika) erforderlich sein. Bei schweren Verlaufsformen ist manchmal auch der kurzfristige Einsatz von Kortison nötig.(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Radiojodtherapie
Die Radiojodtherapie ist eine nuklearmedizinische Methode zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen.
Wie funktioniert die Radiojodtherapie?
Bei der Radiojodtherapie wird eine winzige Menge von radioaktivem Jod in Form einer Tablettenkapsel oral verabreicht. Welche Strahlendosis zur Therapie erforderlich ist, richtet sich nach der zu behandelnden Erkrankung. Das radioaktive Jod findet seinen Weg quasi „automatisch“, denn es wird im Körper nur von den Schilddrüsenzellen aufgenommen, die Schilddrüsenhormone produzieren.Bei richtiger Dosierung der Radioaktivität bleiben die gesunden Zellen mehr oder weniger unbehelligt zurück. In den Schilddrüsenzellen angekommen, gibt das radioaktive Jod Beta-Strahlen ab. Diese bewirken in den Schilddrüsenzellen Schäden, die zum programmierten Zelltod führen. Dadurch kann Schilddrüsengewebe zerstört und dieser Effekt auch zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt werden.
Was kann die Radiojodtherapie bewirken?
Besonders reizvoll ist diese Therapie zur gezielten Ausschaltung von überaktivem Schilddrüsengewebe (z.B. autonome Adenome, Morbus Basedow). Durch die Zerstörung der Schilddrüsenzellen kommt es auch gleichzeitig zu einer Verkleinerung der Schilddrüse.Diese Wirkung kann etwa bei einer krankhaften Schilddrüsenvergrößerung (Struma) genutzt werden. Die Effektivität ist allerdings limitiert, da nur aktive Schilddrüsenzellen verkleinert werden. Kalte Knoten, Zysten, Vernarbungen oder Verkalkungen bilden sich mit Hilfe der Radiojodtherapie nicht zurück.
Radioaktives Jod kann außerdem zur Zerstörung von Schilddrüsenkrebszellen eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass die Krebszellen am Jodstoffwechsel teilnehmen. Das trifft in der Regel nur auf so genannte differenzierte Karzinome zu. Diese speichern zwar weniger Jod als die normalen Schilddrüsenzellen.
Wurden die anderen Schilddrüsenzellen aber im Rahmen einer Tumoroperation komplett entfernt, nehmen auch Zellen von papillären und follikulären Schilddrüsenkrebsen Jod auf und können dann zerstört werden. Hierdurch sollen alle möglicherweise noch im Körper versteckten Tumorzellen vernichtet werden. Mit Ausnahme sehr kleiner und früher Tumore ist eine zusätzliche Radiojodtherapie daher fester Bestandteil des Therapiekonzeptes nach der chirurgischen Entfernung differenzierter Schilddrüsenkrebse. Ein weiterer Behandlungsansatz kann sich bei inoperablen jodspeichernden Metastasen ergeben.
Was ist beim Einsatz von radioaktivem Jod zu beachten?
Der gewünschte Wirkungseintritt kann mehrere Monate auf sich warten lassen. Wegen der, wenn auch geringen, Radioaktivität verbietet sich ein Einsatz der Radiojodtherapie bei Schwangeren und Kindern. Nach einer Radiojodtherapie sollte auch für mindestens sechs Monate keine Schwangerschaft eintreten.Nach der „Strahlenschutzverordnung“ darf die Behandlung in Deutschland nur in speziell dafür eingerichteten Klinik- oder Krankenhausstationen erfolgen. Der stationäre Aufenthalt dauert in der Regel zwei bis sechs Tage. Die Patienten befinden sich in dieser Zeit in „Quarantäne“, weil sie in ihren Ausscheidungen und ihrer Atemluft noch mindestens 48 Stunden nach Einnahme der Kapsel Radioaktivität abgeben.
Welche Strahlendosis in der Schilddrüse und ihren einzelnen Arealen wirksam ist, wird regelmäßig während des stationären Aufenthaltes gemessen. So kann – wenn nötig – das Ausmaß der Zerstörung über die verabreichte Strahlendosis variiert werden.
Radiojodtherapie oder Schilddrüsenoperation?
Die Ergebnisse und die möglichen Nebenwirkungen hängen im Wesentlichen von der zu Grunde liegenden Erkrankung und der verabreichten radioaktiven Dosis ab. Günstig für die Radiojodtherapie sind im Allgemeinen Überfunktionen ohne eine wesentliche Vergrößerung der Schilddrüse. Bei größeren Strumen kann die Radiojodtherapie eine Alternative zur Operation sein, wenn ein chirurgischer Eingriff aufgrund von Vorschäden oder Begleiterkrankungen zu belastend wäre.Ob eine Radiojodtherapie oder besser eine Operation in Frage kommt, ist in jedem individuellen Fall gemeinsam mit dem Patienten zu entscheiden.
Bei welchen konkreten Erkrankungen ist eine Radiojodtherapie möglich?
Gutartige Schilddrüsenerkrankungen, die mit Radiojod behandelt werden können, sind:- Basedow-Krankheit
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bei „heißen Knoten“ (unifokale, multifokale oder disseminierte Autonomie)
- Latente Hyperthyreose bei Autonomie
- Rezidivstruma (Neuauftreten einer Schilddrüsenvergrößerung nach Operation)
- Großvolumige Struma
Welche Vor- und Nachteile hat eine Radiojodtherapie?
Vorteile der Radiojodtherapie
Durch die Radiojodtherapie sollen eine Operation und eine Narkose vermieden werden. Eine Schädigung des Stimmbandnervs (Nervus recurrens) oder der Nebenschilddrüsen ist durch die Radiojodtherapie nicht zu befürchten. Die Strahlenexposition außerhalb der Schilddrüse ist gering. Spätfolgen wie Krebs oder Leukämie kommen nicht vor, auch eine Schwangerschaft ist sechs Monate nach Radiojodtherapie ohne Risiko möglich.Nachteile der Radiojodtherapie
Aus Strahlenschutzgründen ist ein stationärer Aufenthalt sinnvoll und in Deutschland auch gesetzlich vorgeschrieben, dieser beträgt durchschnittlich fünf Tage (3-12 Tage). Die Radiojodtherapie wirkt im Gegensatz zur Operation nicht schlagartig, sondern es dauert etwa drei Monate, bis die Wirkung allmählich eintritt.(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Markus Dietlein)
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Chirurgische Therapie
Die operative Entfernung von krankhaften Gewebeveränderungen ist für viele Schilddrüsenerkrankungen die effektivste und beste Behandlung.
Vor einem chirurgischen Eingriff und im Laufe der Behandlung ergeben sich für Patienten viele Fragen. Wir haben die häufigsten Sorgen und Anliegen im Themenfeld der Schilddrüsenchirurgie für Sie zusammengefasst.
Wann ist eine Schilddrüsenoperation notwendig?
Eine eindeutige (absolute) Operationspflicht besteht in der Regel bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung. Eine Schilddrüsenoperation kann aber auch bei gutartigen Erkrankungen erforderlich oder wenigstens empfehlenswert sein.Mögliche Gründe für eine Schilddrüsenoperation
- Krebs und Krebsverdacht („suspekter Knoten“)
- Schilddrüsenvergrößerung (Struma) Drüsenwucherung (Adenom)
- Hohlraumbildung (Zyste)
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Morbus Basedow
- Schilddrüsenentzündung
Nicht selten bestehen gleichzeitig mehrere Gründe für eine Operation, wobei es jeweils unterschiedlich starke Argumente für oder gegen einen operativen Eingriff geben kann. Neben objektiven Faktoren (wie z.B. Einengung der Luftröhre, Ausdehnung der Schilddrüse in den Brustkorb), spielen auch subjektive Faktoren wie Beschwerden oder der Wunsch des Patienten nach zweifelsfreier feingeweblicher Klärung eine Rolle.
Bei der Entscheidung pro oder kontra Operation müssen außerdem mögliche Behandlungsalternativen erörtert werden. Diese gibt es z.B. bei einer Überfunktion, die als Einzelbefund auch durch eine Radiojodtherapie oder eine rein medikamentöse Behandlung unter Kontrolle gebracht werden kann.
Bei einer großen Struma hingegen ist ein operativer Eingriff eindeutig die erste Therapieempfehlung. Nur wenn gewichtige Gründe gegen eine Operation sprächen (z.B. ein zu hohes Operationsrisiko bei kranken Patienten) oder der Patient eine Operation ablehnt, wäre ein alternativer Verkleinerungsversuch mit Radiojod ratsam.
Gute Gründe für eine Operation
Die Operation ist die einzige Behandlung, bei der sich der gewünschte Effekt (z.B. Größenreduktion, Beseitigung der Hormonproduktion) unmittelbar einstellt. Bei der Schilddrüsenoperation können alle krankhaften Veränderungen (z.B. heiße, warme und kalte Knoten) gleichzeitig behandelt werden.Zudem ist bei der Operation eine individuelle und befundorientierte Behandlung möglich: von der sparsamen Teilentfernung eines Lappens bis zur kompletten Entfernung der Schilddrüse. Nur die mikroskopische Untersuchung des entnommenen Schilddrüsengewebes durch einen Pathologen lässt Gut- und Bösartigkeit zweifelsfrei unterscheiden.
Welche Risiken birgt eine OP?
Bei einem erfahrenen Operateur verläuft eine Schilddrüsenoperation in der Regel komplikationslos. Das allgemeine Operationsrisiko (für Lungenentzündungen, Thrombosen, Herzinfarkte etc.) ist minimal und die OP-Sterblichkeit geht gegen Null. Allgemeine Komplikationen treten in guten Kliniken in einer Gesamthäufigkeit von weniger als 5 Prozent auf.- Wundheilungsstörung, Infektion
- Blutung, Bluterguss
- Stimm- und Sprachstörungen
- Kalziummangel
(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)
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Moderne Operationstechniken
Welche modernen Operationstechniken gibt es in der Schilddrüsenchirurgie?
Resektionsverfahren
Je nachdem, wo und wie viel Schilddrüsengewebe entfernt bzw. belassen wird, unterscheidet man verschiedene Operationsarten (Resektionen). Diese reichen von der sparsamen Ausschälung eines Knotens bis zur kompletten Entfernung beider Schilddrüsenlappen.Die meisten Verfahren haben jeweils grundsätzliche Vor- und Nachteile. Das betrifft operationstechnische Aspekte, chirurgische Schwierigkeitsgrade, spezielle Komplikationen und nicht zuletzt auch die Spätresultate im Langzeitverlauf.
Bei limitierten Operationen wird der krankhafte Befund entweder entlang seiner Kapsel (Enukleation) oder mit einem Saum von gesundem Schilddrüsengewebe (Keilexzision) aus der Schilddrüse entfernt. Wenn sich die kranke Veränderung nur auf die Gewebebrücke zwischen beiden Schilddrüsenlappen (Isthmus) beschränkt, wird unter Umständen auch nur diese Gewebebrücke entfernt (Isthmusresektion).
ENUKLEATION
Bei der Enukleation wird der Schilddrüsenknoten entlang seiner Kapsel aus der Schilddrüse entfernt.KNOTENEXZISION
Bei der Knotenexzision wird krankhaftes Gewebe mit einem Saum von gesundem Gewebe herausgeschnitten.ISTHMUSRESEKTION
Ist nur die Gewebebrücke (Isthmus) zwischen den beiden Schilddrüsenlappen krankhaft verändert, wird in der Regel auch nur diese entfernt.Diese limitierten Verfahren kommen nur dann zum Einsatz, wenn es sich um einen isolierten krankhaften Befund in einer ansonsten gesunden Schilddrüse handelt. Diese Voraussetzung besteht meist nur bei kleineren Knoten oder Zysten. Je nach konkreter Lokalisation und Größe des Knotens kann in der Regel jedoch erst bei der Operation entschieden werden, ob eine limitierte Resektion sinnvoll ist. Häufig bestehen ohnehin mehrere krankhafte Veränderungen für sich oder in Kombination mit einer Vergrößerung der Schilddrüse. Dann muss jeweils auch mehr krankhaftes Schilddrüsengewebe entfernt werden.
SUBTOTALE LAPPENRESEKTION
Bei der subtotalen Lappenresektion beleibt ein Schilddrüsenrest von 1-4 Gramm zurück.FAST-TOTALE LAPPENRESEKTION
Bei der fast-totalen Lappenresektion wird noch mehr krankhaftes Schilddrüsengewebe entfernt. Es bleibt weniger als 1 Gramm zurück.HEMITHYREOIDEKTOMIE
Bei der kompletten Lappenresektion (Hemithyreoidektomie) wird der befallene Schilddrüsenlappen vollständig entfernt.Minimal-invasive Operationsverfahren
Bei der herkömmlichen Operation erfolgt der Hautschnitt an der Vorderseite des Halses in den unteren Partien (Kocher`scher Kragenschnitt). Für den Hautschnitt wird nach Möglichkeit eine bereits bestehende oder sich andeutende Falte genutzt. Bei gut geplanter Schnittführung und ästhetischer Nahttechnik lassen sich hierdurch meist sehr gute kosmetische Ergebnisse erzielen.Um die Narben möglichst klein und unsichtbar zu halten, wurden in den letzten Jahren verschiedene minimal-invasive OP-Techniken entwickelt. Bei anderen minimal-invasiven Operationsverfahren liegen die Schnitte nicht in den sichtbaren Halspartien.
Bei der ABBA-Methode (axillo-bilateral-breast approach) zum Beispiel erfolgen zwei Schnitte am Rand der rechten und linken Brustwarze sowie in der rechten oder linken Achselhöhle. Die Operationsinstrumente und die Kamera werden unter der Haut zur Schilddrüse geführt. Da das Operationspräparat über einen dieser Zugänge entfernt werden muss, ist diese Methode nur für wenige und sehr kleine Schilddrüsenveränderungen geeignet.
Mikrochirurgische Techniken
LUPENBRILLE UND OPERATIONSMIKROSKOP
Eine spezielle Lupenbrille kann das Operationsfeld vergrößern und empfindliche, leicht verletzliche Strukturen für den Operateur sichtbarer darstellen. Ein zentrales Anliegen der modernen Schilddrüsenchirurgie ist die größtmögliche Schonung verletzlicher Strukturen, wie der feinen Stimmbandnerven oder der kleinen Nebenschilddrüsen. Diese Strukturen können durch Hilfsmittel optisch vergrößert und auf diese Weise besser erkannt und geschützt werden. Zur Vergrößerung gibt es Lupenbrillen in verschiedenen Vergrößerungsstufen und Operationsmikroskope.Kommen zudem sehr feine Operationsinstrumente zum Einsatz, können wichtige Teile des chirurgischen Eingriffs in mikrochirurgischer Operationstechnik erfolgen. Das ist hilfreich, wenn z.B. ein Stimmbandnerv behutsam aus Verwachsungen und Knoten oder ihn umgebenden Tumoren herausgelöst werden muss.
Intraoperatives Neuromonitoring
Eine zusätzliche Hilfe zur Schonung von Nerven ermöglicht das intraoperative Neuromonitoring. Dabei wird nach dem Prinzip „Stimulation und Reizantwort“ verfahren. Über eine feine Sonde kann der Operateur während des Eingriffs regelmäßig minimale Stromstöße abgeben. Handelt es sich bei der gereizten Struktur um den Stimmbandnerv und ist dieser intakt, leitet der Nerv den Impuls seiner Aufgabe entsprechend an den zuständigen Kehlkopfmuskel weiter und es kommt zu einer Öffnung des Stimmbandes.Dies wird heute in der Regel über einen speziellen Beatmungstubus kontrolliert. Der Tubus ist ein Silikonschlauch, der bei jeder Vollnarkose zur Beatmung des Patienten zwischen seinen Stimmbändern hindurch in die Luftröhre eingeführt wird. Für das Neuromonitoring sind auf Höhe der Stimmbänder feine Elektroden eingearbeitet. So kann sich der Arzt zu jedem Zeitpunkt von der Funktionsfähigkeit des Regelkreises überzeugen und die Operationstaktik anpassen.
Schonung der Nebenschilddrüsen
Neben den zarten Stimmbandnerven gilt die Aufmerksamkeit des Operateurs darüber hinaus den kleinen Nebenschilddrüsen. Manchmal haben sie keine eigenständige Blutversorgung, sondern werden von Blutgefäßen der Schilddrüse versorgt. Dann kann es nach dem Entfernen des Organs zu einer Minderdurchblutung der Nebenschilddrüsen kommen. Durch die Möglichkeit der intraoperativen Parathormonbestimmung kann ein Hormonabfall bereits während der Operation erkannt oder ausgeschlossen werden.Die Funktionstüchtigkeit einer schlecht durchbluteten Nebenschilddrüse kann durch eine Auto-Replantation erhalten werden. Dazu wird eine solche Nebenschilddrüse zunächst entfernt, in viele Gewebestücke zerkleinert und in eine gut durchblutende Muskeltasche im Operationsgebiet wieder eingepflanzt.
Es ist auch möglich, das Nebenschilddrüsengewebe bei großer Kälte einzufrieren und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzupflanzen. Ist dies erfolgreich, wird auch an der neuen Stelle Parathormon gebildet.
Vorgehen bei Krebsverdacht?
Die Schwierigkeit besteht zunächst einmal im rechtzeitigen Erkennen eines Schilddrüsenkrebses. Das hat verschiedene schilddrüsentypische Gründe: Manchmal kommt es bei der Unterscheidung zwischen gut- und bösartig auf kleinste Details des Knotenwachstums an. Manchmal handelt es sich um sehr kleine versteckte Krebse. Und manchmal bestehen gleichzeitig sehr viele verschiedene Knoten nebeneinander. Daher können auch Spezialisten häufig nur einen Verdacht formulieren, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist. Verdächtige Knoten werden als malignomsuspekt bezeichnet. Eine definitive Diagnose bringen erst der operative Eingriff und die feingewebliche Analyse durch einen Facharzt für Pathologie.Hier gibt es zwei Schritte
„Intraoperativer Schnellschnitt“
Dabei handelt es sich um einen pathologischen Schnellbefund, der erstellt wird, während der Patient in Narkose bleibt. Ein solcher Schnellschnitt kann aus methodischen und zeitlichen Gründen nicht immer alle Fragen beantworten. Wird dabei jedoch unwiderruflich Krebs festgestellt, erfolgt bei Bedarf sofort die erforderliche Krebsoperation (einzeitige Thyreoidektomie und Lymphadenektomie). Bestehen Zweifel oder liegen zunächst keine Anhaltspunkte für Bösartigkeit vor, wird die Operation an dieser Stelle beendet und die Gewebeprobe vom Pathologen genauer untersucht.Definitive Paraffinpathologie
Durch moderne pathologische Untersuchungstechniken können heute auch kleinste Krebse festgestellt und unklare Gewebebefunde eindeutig geklärt werden. Je nach Größe der Präparate und Anzahl der Knoten benötigen diese Analysen jedoch Zeit. Es kann daher sein, dass ein definitiver Befund erst einige Tage nach der Operation vorliegt und sich der Patient bei einer Krebsdiagnose dann einer erneuten Operation unterziehen muss (zweizeitige Thyreoidektomie und Lymphadenektomie).(Quelle: www.deutsches-schilddruesenzen.../Autor: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren)